fbpx

YongMei Liu

Die in China geborene YongMei Liu wusste schon immer, dass Textilien ihre Inspirationsquelle und ihr künstlerisches Arbeitsmaterial sind. Sie wurde an der Kunsthochschule in Peking ausgebildet und war anschließend Leiterin der Bildredaktion für die chinesische Ausgabe der Zeitschrift „Psychologie“.

Sie lebt seit 2008 in Frankreich und ihr künstlerischer Aufschwung ist spektakulär. Vom Kunsthandwerk ausgehend hat sie eine künstlerische Ausdrucksform entwickelt, in der sie ihr wahres Talent durch die Arbeit mit Indigo entfaltet. Sie bildete sich zudem weiter, indem sie asiatische Stämme in Südchina besuchte, um ihre Kenntnisse über dieses so schwindelerregende Blau zu vertiefen.

Heute geht sie einen Schritt weiter, indem sie die Wirkung von Rost auf Stoffen bearbeitet und Textilskulpturen herstellt, die vom japanischen Shibori inspiriert sind. Sie faltet, näht, wickelt und färbt Seide und Baumwolle, beendet jedoch die Prozedur, bevor der Stoff ganz auseinandergefaltet ist. So schafft sie eine Art Geheimnis rund um ihre Skulpturen. Der Stoff allein bewahrt das Geheimnis der Färbung.

Kommentierte Führungen: jeden tag um 15 Uhr (FR)

Lebensspuren

Kommentierte Tour jeden Tag um 15 Uhr auf Französisch

Durch diese aufgehaltene Bewegung ist jedes Werk wie eine Frage nach dem Werden, nach unserer Herkunft, unserer möglichen Reinkarnation. Auf diese Frage haben wir aber keine Antwort, die Künstlerin auch nicht. Die Antwort bleibt im nicht auseinandergefalteten Stoff versteckt, denn das Wichtigste ist die Frage selber, sich Fragen zu stellen. Es geht nicht um die Antwort. Und das bringt uns zurück zum Sutra des Herzens, das uns sagt, dass es nichts nützt, ans andere Ufer gehen zu wollen, denn wir sind bereits dort. Alles ist da, unter unseren Füßen, um uns herum, in uns, es liegt an uns, uns dessen bewusst zu werden. Wir sind also eingeladen, uns auf eine Art spirituelle Suche zu begeben. Aber wir müssen nicht zwangsläufig all das in ihren Werken sehen. Wir können auch etwas ganz anderes darin sehen. Es gibt in diesen Kreationen auch eine weitere Erfindung.

Wir haben es mit Pflanzen zu tun, mit Flechten, Moosen sowie mit neuen Pflanzenarten, die der Fantasie der sehr naturverbundenen Künstlerin entsprungen sind. Es gibt auch Quallen, neue Insekten, die vielleicht allesamt mögliche Reinkarnationen darstellen.

YongMei Liu lädt Sie ein, jedes ihrer Werke, jeden Faden, jeden Knoten, jedes Stück Stoff intensiv zu betrachten. Sie werden feststellen, dass jede Falte, die endet, der Anfang einer anderen ist, dass jedes Fadenende der Beginn von etwas anderem ist. Eine Reise ins Innere jedes einzelnen Werks, die wir nicht erlebt hätten, wenn Mei nicht eines Tages beschlossen hätte, dort aufzuhören, wo sie aufgehört hat. Diese bestimmte Bewegung schaffen wir selbst. Das Ende von etwas ist immer der Anfang von etwas anderem.

2.13.0.0
Andere Ausstellungen