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Charles-Édouard de Broin & Géraldine Chouard

Charles-Édouard de Broin & Géraldine Chouard

Charles-Edouard de Broin, ein leidenschaftlicher Sammler von amerikanischem Patchworks, besitzt über 250 Quilts, die an renommierten Orten wie der Stiftung der Vereinigten Staaten oder dem Rathaus des 5. Pariser Arrondissements ausgestellt sind.

Er ist der Autor von „Les Mille bonheurs d’un chercheur de quilts“ (Tausend Glücksmomente im Leben eines Quiltsuchers) -Quiltmania 2019- und ist bekannt für seine Vorträge und Ausstellungen, in denen er die Geschichte und Kultur hinter jedem Quilt beleuchtet. Seine Leidenschaft zeugt von seinem tiefen Respekt für die historische und künstlerische Dimension des Patchworks, das er als Spiegelbild der amerikanischen Geschichte betrachtet.

Géraldine Chouard-Véron ist Professorin an der Universität Paris-Dauphine und Spezialistin für amerikanische visuelle Kultur.

Sie fungiert als Kuratorin der herausragenden Sammlung von Charles-Édouard de Broin und spielt eine Schlüsselrolle als Betreuerin der Ausstellungen, in denen diese Sammlung präsentiert wird, und wo vor allem das historische und das kulturelle Erbe des Patchworks in den Vordergrund gestellt werden. Ihre Recherchen und ihre Mitwirkung an Dokumentarfilmen unterstreichen ihr starkes Engagement für mehr Forschung und für eine größere Wertschätzung dieser Kunst.

Die Crazy Quilts oder der ungehorsame Faden

Patchwork war nicht immer brav. Weit entfernt von den klassischen, oft geometrischen Quilts des Repertoires waren die kleinen Hände Amerikas schon mal Crazy, also exzentrisch, was einmal mehr ihre Kühnheit unter Beweis stellte. Um diese außergewöhnlichen Quilts zu verstehen, muss man natürlich an die Unabhängigkeit erinnern, aus der Amerika hervorgegangen ist.

Die Unabhängigkeit, aber auch der Widerstand der Amerikaner wurden oft in den Patchworkarbeiten zum Ausdruck gebracht, insbesondere mit den „Protest quilts“ des 19. Jahrhundert, die an den größten Ereignissen der nationalen Geschichte erinnern, wie die Abschaffung der Sklaverei, den Kampf gegen den Alkoholismus oder das Wahlrecht für Frauen.

Mit fantasievollen Mustern, die ihre ursprüngliche Inspiration in den damaligen Frauenzeitschriften fanden, ist die Crazy-Bewegung ein Mittel, die Anweisungen des Schnittmusters (pattern) zu ignorieren. Dieses „Modell“ ermöglicht die Schaffung eines textilen Universums voller Poesie, in dem Sterne und Kreisel, Fächer und Gänseblümchen, Hüte und Stiefeletten aufeinandertreffen.

Das Crazy ist auch eine Gelegenheit, das eigene Erbe, die vorhandenen Stoffe und sein Können zur Schau zu stellen. Dieser Trend mit seinem verrückten Charme wurde schnell von weniger betuchten, aber ebenso fantasievollen Quilterinnen übernommen, die ihre Vorräte an Wolle und Baumwolle recycelten, um ihre ganz eigenen Textilbilder zu erstellen, in denen sich oft Rätsel und Geheimnisse verstecken, die es erst noch zu entschlüsseln galt. Diese Mode währte nur wenige Jahrzehnte und geriet bereits 1910 in Vergessenheit.

Es ist ein großes Glück, einige der Exemplare bewundern zu können, die uns Charles-Edouard de Broin, ein sehr weiser, aber auch etwas verrückter Sammler, zur Verfügung gestellt hat. Ihm sei an dieser Stelle dafür gedankt, dass er uns ermöglicht, von einem solchen Kaleidoskop von Anmut und Schönheit profitieren zu können.

Charles-Édouard de Broin & Géraldine Chouard
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